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Kopf oder Zahl – Mit Adobe vom Dreh zur Kino-Premiere

Multiplex-Kinostart für den ersten auf HDV gedrehten Spielfilm

Hinter der Stuttgarter Produktionsfirma „Los Banditos Films“ stehen die Regisseure Benjamin Eicher und Timo Joh. Mayer. Das Unternehmen produziert seit acht Jahren Messefilme und Musikvideos. „Derzeit sind das etwa dreißig Videoclips pro Jahr“, sagt Benjamin Eicher, Geschäftsführer Regie und Produktion. „Zu unseren Kunden zählen viele prominente Musiker aus dem Rap- und Hiphop-Bereich, beispielsweise Samy Deluxe, Azad und Massiv. Auch ein Videoclip für den amerikanischen Top Act Inspectah Deck vom Wu Tang Clan war bereits dabei“. Generell werden alle Musikvideos auf HD oder HDV gedreht und dann mit Adobe-Produkten bearbeitet. „Premiere Pro geht mit dem hochkomprimierten HDV-Material sehr sorgfältig um. Damit erzielen wir die besten Ergebnisse“, erklärt Eicher.

Was also liegt näher, als die Gangster-Atmosphäre vieler Hiphop-Clips als Motiv für den ersten eigenen Spielfilm zu benutzen? In „Kopf oder Zahl“ bleibt es jedoch nicht beim Gangsterfilm: In Kombination mit Elementen aus dem Genre des Sozialdramas ist eine packende Mischung entstanden, die soziale Missstände mit gekonnter Action auf den Punkt bringt. Entsprechend schnell ließ sich ein Ensemble von hochkarätigen Schauspielern finden: Heinz Hönig, Ralf Richter, Claude-Oliver Rudolph und Martin Semmelrogge, allesamt Stars aus „Das Boot“, standen in „Kopf oder Zahl“ erstmals seit 1981 wieder für ein gemeinsames Projekt vor der Kamera. Ebenfalls dabei waren Mark Keller („1 1/2 Ritter“), Tyron Ricketts („Kanak Attack“), Jenny Elvers-Elbertshagen („Knallhart“) und Saskia Valencia („Küstenwache“).

Die Dreharbeiten
Aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen mit HDV-Produktionen stellte der Einsatz dieses Formates für eine szenische Produktion in abendfüllender Länge kein Problem dar. Gedreht wurde insgesamt vierzig Tage lang – davon dreißig in Stuttgart und zehn in Berlin. An eigenem Equipment standen „Los Banditos Films“ zwei HDV-Camcorder sowie etwa zehn Windows- und Macintosh-Rechnersysteme für die Nachbearbeitung zur Verfügung. Der Film wurde direkt im HDV-Format produziert. Beim Dreh kamen fast immer beide Kameras zum Einsatz, für Action-Stunts wurden weitere Kameras zusätzlich angemietet. Am Ende entstanden so etwa 80 Stunden gedrehtes Rohmaterial.

„Trotz der starken MPEG2-Kompression hat HDV eine großartige Schärfe. Selbst auf einer großen Leinwand mit 17 Metern Durchmesser ist kein Unterschied zu einer herkömmlichen Kinofilmproduktion zu erkennen“, schwärmt Benjamin Eicher. „Da wir überwiegend Gangsterfilme drehen, stehen von der Bildästhetik her starke Hell-Dunkel-Kontraste im Vordergrund. Insofern passte auch die leicht geringere Farbauflösung von HDV optimal ins visuelle Konzept von ‚Kopf oder Zahl’“. Zudem schafft die Produktion auf HDV eine Unabhängigkeit vom teuren Kinofilmmaterial, das bei diesem Film schnell Kosten in einem hohen sechsstelligen Rahmen verursacht hätte. Für die optimale Bearbeitung des MPEG2-Streams von HDV, der allgemein als nicht einfach zu bearbeiten gilt, sorgte zudem Adobe® Premiere® Pro.

Die Nachbearbeitung
Premiere Pro ermöglicht eine native Bearbeitung des HDV-Formates. Daher ist beim Einspielen des Materials in den Rechner keine Umwandlung in „Interims-Formate“ notwendig, welche die Datenmenge ansonsten aufblähen und entsprechend Zeit für die Umwandlung in Anspruch nehmen würde. Eine Stunde HDV-Material belegt etwa 13 Gigabyte auf der Festplatte, bei achtzig Stunden sind das kaum mehr als ein Terabyte – wohlgemerkt ohne Renderdateien für Effekte oder ähnliches. „Premiere Pro muss HDV nur bei Effekten oder bei der Farbkorrektur rendern. Im Prinzip entstand daher die komplette Produktion fast ausschließlich auf einem einzigen Windows-Rechner“, berichtet Benjamin Eicher. „Dabei arbeitete die Matrox Axio Videokarte perfekt mit der Schnittsoftware zusammen, insbesondere beim Rendern und bei der Realtime-Bearbeitung des HDV-Materials.“

Der Film wurde im Computer in sechs Akte aufgeteilt, die nach Fertigstellung wieder zu einem Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Auch das Anlegen der Geräusche und der Filmmusik, die Vorbereitung des so genannten Sounddesigns, erfolgte vollständig in Premiere Pro. „Lediglich die Tonmischung haben wir in einem THX-konformen Tonstudio machen müssen. Der Mix für die Kinos wurde dort von einem Dolby-Mitarbeiter aus England abgenommen“, erklärt Eicher. Insgesamt nahm der aufwändige Nachbearbeitungsprozess einen Zeitraum von etwa einem Jahr ein. Durch den Einsatz der Adobe Creative Suite 4 Production Premium konnten jedoch alle zeitaufwändigen Arbeitsschritte inhouse erfolgen. Kosten für externe Dienstleister fielen somit nicht an.

Effektbearbeitung
Alle Titel wurden mit Adobe® Photoshop® gestaltet und vorbereitet. Für Effekte – und teilweise auch für die Farbkorrektur – kam Adobe® After Effects® zum Einsatz. „Die Adobe-Produktpalette bietet alles, was ich für den idealen Workflow benötige. Die einzelnen Komponenten innerhalb der Suite arbeiten stabil und sauber zusammen, alle Programme sind sehr gut aufeinander abgestimmt. Das ist ‚Plug and Play’, wie man sich es wünscht“, sagt Timo Joh. Mayer, Geschäftsführer von Los Banditos Films. Benjamin Eicher betont vor allem, welche Vorteile sich aus der einheitlichen Gestaltung der Benutzeroberflächen der Adobe-Programme ergeben: „Durch den ähnlichen Aufbau erschließt sich eine neue Software wesentlich einfacher. Wenn man Premiere Pro versteht, findet man sich auch in After Effects zurecht.“ Durch die HDV-Produktion und die Umsetzung des kompletten Nachbearbeitungsprozesses mit Adobe-Produkten konnte zudem viel Geld eingespart werden, welches stattdessen dem filmischen Content zugute kam.

Der Weg ins Kino
Nach Fertigstellung des Films mussten noch Kopien auf herkömmlichem 35mm-Kinofilm zum Abspielen in den Kinosälen erstellt werden. Hierfür war es zunächst notwendig, das HDV-Material auf Film auszubelichten. Als praktisch erwies sich hierbei die Möglichkeit, den kompletten Film mithilfe von Premiere Pro in 8-Bit-Einzelbildern zu exportieren. Die einzelnen Bilder wurden durch ein Schweizer Unternehmen hintereinander auf 35 mm-Farbnegativ belichtet, um hiervon die Kopien für den Kinoeinsatz zu ziehen. “Kopf oder Zahl“ startet deutschlandweit mit 50 Kopien, davon laufen 95 Prozent in den großen Multiplex-Kinos. „Wir sind der erste auf HDV gedrehte Spielfilm, der einen Multiplex-Kinostart bekommen hat“, freut sich Benjamin Eicher. Die Adobe-Produkte nutzen er und seine Kollegen auch weiterhin – zum Beispiel, um den Film für die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray Disc vorzubereiten.