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Calvins World

Von Oftersheim auf die Bretter, die die Photoshop-Welt bedeuten

Calvin Hollywoods erstaunliche Photoshop-Erfolgsgeschichte beginnt erst 2005. Das mag überraschen, denn wer die Arbeiten des Heidelberger Fotografen kennt oder eines seiner Seminare besucht hat, wird glauben, er sei mit Adobes Bildbearbeitungsprogramm aufgewachsen. Heute arbeitet Hollywood mit Photoshop Extended, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Sein Seminargeschäft boomt. Die New Yorker Photoshop-Diva Katrin Eismann war Ende März auf der Photoshop World 2009 auf ihn aufmerksam geworden, als Calvin Hollywoods Bild „Slave“ mit dem Photoshop World Guru Award ausgezeichnet wurde. Sie lud ihn daraufhin ein, als Gastdozent ein Seminar im Rahmen ihres Digital Photography Program an der renommierten School of Visual Arts in Manhattan zu halten. „I have seen hundreds of Photoshop presentations and the great majority shows the same over-used techniques with boring pictures and very bad jokes. In contrast, Calvin Hollywood is a refreshing, generous, and talented teacher…and funny too! Consider me a Calvin convert from now on!“ sagt sie begeistert über Calvin Hollywood. Katrin Eismann ist Amerikanerin mit deutschen Vorfahren und einem entsprechenden Namen, ihre Studenten lachten, als sie Calvin Hollywood als Deutschen vorstellte. Denn der Photoshop-Zauberer stammt aus Süddeutschland und nicht etwa Kalifornien. Für ein Schulprojekt musste er sich im Englischunterricht einst zwischen Brian und Calvin entscheiden, der Vorname blieb hängen und wurde später durch das für Luxus und Glamour stehende Hollywood ergänzt.

Der Anfang
Calvin Hollywood arbeitete hauptberuflich als Erzieher im Staatsdienst, als er 2005 zwei Bilder für ein Geburtstagsgeschenk zusammenfügen wollte. Ein Kollege machte ihn dabei mit Adobe Photoshop bekannt. Hollywood stürzte sich begeistert in diese neue Welt und kaufte eine Woche später eine kleine Digicam. Nach zwei Wochen folgte eine digitale Spiegelreflexkamera, um reichlich Rohmaterial zum digitalen Experimentieren zur Verfügung zu haben. Von diesem Moment an verbrachte er Tag und Nacht am Rechner und vergleicht seine intensive Photoshop- und Fotografie-Frühphase mit der Sucht nach dem Online-Rollenspiel „World of Warcraft“.

Wenig später tastete Hollywood sich in den Bereich der webbasierten Photoshop-Communities vor, um Feedback zu seinen Bildern zu erhalten und auch fotografische Grundlagen zu erlernen. Auf fotocommunity.de wurden seine erfrischend anderen Bilder begeistert aufgenommen. Gleichzeitig war das Interesse der Community an Hollywoods Technik groß. Er begann daraufhin, sein Wissen zu vermitteln. Schon nach einem halben Jahr begann er mit den ersten Workshops und bot Einzelcoachings für 50 Euro am Tag an. Hieraus wurden schnell vier, acht und schließlich 15 Teilnehmer. Die Workshops fanden zunächst in Hollywoods Privatwohnung und einer eigens angemieteten Ein-Zimmer-Wohnung statt. Als die Teilnehmerzahlen stetig anstiegen, zogen die Kurse in den Seminarsaal eines nahe gelegenen Tennisclubs um. Das Geheimnis seines Erfolgs: Calvin Hollywood redet, wie er denkt. Seine sympathische Art, komplexe Zusammenhänge zu erläutern, hat ihm schon viele Türen geöffnet. Er hat eine völlig eigene, nicht allein auf das technische Detail reduzierte, Philosophie entwickelt, die auch durch seine eigenen Erfahrungen mit den didaktischen Erfahrungen anderer Photoshop-Experten geprägt wurde. „Es gibt viele gute Photoshopper, aber nicht jeder kann sein Können auch effektiv vermitteln“, lautete sein ernüchterndes Fazit.

Ins rechte Licht
Anfangs kopierte Hollywood ausschließlich den Look anderer Fotografen. Dies tat er jeweils so lange, bis er den entsprechenden Stil gemeistert und nachvollzogen hatte. „Andere kopieren ist gut. Der eigene Stil entwickelt sich letztlich erst, wenn man viele verschiedene Arbeitsweisen kennengelernt hat.“ Heute sagt Hollywood, dass er seinen persönlichen Stil mit Hyperschärfe, hohen Kontrasten und der malerisch anmutenden Bildwirkung 2007 gefunden habe. Das Entstehen von Bildern, wie beispielsweise „Despair“ im Mannheimer Hafen, beschreibt er wie folgt: „Es gibt Bilder, bei denen ich ein vorher bestehendes Konzept umsetze, inspiriert von Malereien, Büchern oder dem Fernsehen, aber auch Seiten wie deviantart.com.“ Darauf folgen Skizzen, wenngleich Hollywood das Bild im Kopf immer schon fertig vor Augen hat und daher weiß, wie die Bearbeitung werden soll. Im Fall von „Despair“ hatte er vorher ein ähnliches Bild gesehen, bei dem ein Mann über einer Stadt steht. „Also bin ich mit dem Modell einfach hingegangen, habe fotografiert und das Bild in Photoshop fertig gestellt“, berichtet er. Generell entstehen viele seiner Bilder jedoch eher spontan am Computer, ohne eine im Bild verborgene Geschichte, jedoch stets mit einer sehr intensiven Bildbearbeitung. Detailansichten spielen dabei eine wichtige Rolle, weshalb die in Photoshop CS4 neu eingeführte OpenGL-Unterstützung für ihn bereits Grund genug war, das Upgrade auf die neue Version zu vollziehen. „Mein Bild wird jetzt in jeder Vergrößerungsstufe artefaktfrei dargestellt – egal, ob in 25 oder 33 Prozent Vergrößerung. Das ist wirklich genial“, freut sich Hollywood.

Seine Arbeit zeichnet sich durch Kontraste und Schärfe aus. Trotz des hohen Bearbeitungsanteils lässt sich ein Großteil der Bildwirkung seiner Motive auf die ursprüngliche Fotografie zurückführen. Sehr wichtig ist Hollywood dabei die Lichtführung, aber auch das Umfeld und die Kleidung. Bereits beim Fotografieren versucht er, Strukturen und Details im Bild zu berücksichtigen. „Ich fotografiere auf grauem Hintergrund und die einzufügenden Texturen extra. Auf diese Weise muss ich nicht manuell freistellen, sondern kann mit Ebenen-Fülloptionen wie „Weiches Licht“, „Hartes Licht“, „Ineinanderkopieren“ oder auch „Multiplizieren“ arbeiten“, erklärt der Heidelberger. Jede seiner im Studio fotografierten Bildmontagen ist demzufolge von vornherein so geplant, dass er später mit den genannten Fülloptionen arbeiten kann. Darüber hinaus legt er Wert darauf, dass natürlicher Schattenwurf oder auch Spiegelungen durch Glasplatten im Motiv integriert sind. Diese lassen sich dann per Fülloption 1:1 übernehmen, wodurch der Photoshop-Künstler sehr viel Zeit auf dem Weg zur perfekten Illusion spart. Darüber hinaus helfen ihm die neuen seitlich fixierten Paletten in Photoshop CS4 Extended beim schnellen Zugriff auf die für ihn unverzichtbaren Werkzeuge. „Insgesamt wirkt die Anwendung im Vergleich zu früheren Versionen einfach deutlich ordentlicher und aufgeräumter“, lobt Calvin Hollywood die überarbeitete Benutzeroberfläche der CS4-Version.