Meine Karriere begann in der Softwarebranche (1992 existierte das „glamouröse Berufsfeld“ UX Design, das wir heute alle kennen und lieben, einfach noch nicht), kurz nachdem ich Vater geworden war. Es kommt mir vor, als sei die Zeit wie im Flug vergangen.
Mein Sohn Sam ist inzwischen 24 Jahre alt. In seinem kurzen Leben habe ich als Designer die Explosion des Internets miterlebt, den Triumph von Apple über Microsoft, die Lebensdauer von Flash – nicht zu vergessen Napster, soziale Medien, mein eigenes Start-up-Unternehmen, mobile Computernutzung, iPod, iPad, iPhone, Apple Watch, das Internet der Dinge … und, am allerwichtigsten, die Entstehung von UX Design als separater Disziplin, legitimer Bildungsschiene und zukunftsfähigem Karriereweg.
Aufgrund dieser Erfahrung – und meiner Dankbarkeit dafür – möchte ich einige fundamentale Prinzipien erläutern, die ich entlang des Weges verinnerlicht habe und heute noch immer anwende, wenn auch nicht immer ganz perfekt; Prinzipien, die hoffentlich auch Dir dabei helfen werden, eine lange, glückliche Karriere im Bereich UX Design aufzubauen, wohin sie Dich auch führen mag.
01 – Sei nett
Sei nett. Niemand will einen Idioten im Team haben. Außerdem: Eine positive Einstellung sorgt dafür, dass andere keine Angst haben, in Deiner Nähe Risiken einzugehen. Der Gegner von heute kann morgen Dein Partner sein; ist es da nicht besser, wenn man ihn zum Lächeln bringt?
Einmal stand ich in einer Besprechung auf und behauptete mit lauter Stimme, dass die tollen Icons, die ich vorgelegt hatte und die infrage gestellt wurden, die besten Icons der Welt seien, und weigerte mich, auch nur einen einzigen Pixel zu ändern. Dieser Moment der Arroganz (mir kommt Kanye West in den Sinn) sorgte dafür, dass ein wertvolles Teammitglied unter Tränen das Zimmer verließ und ein unerschrockener Entwickler die Pixel über Nacht einfach selbst änderte. Es dauerte sehr lange, diese Beziehungen zu reparieren. Verhalte Dich anders.
02 – Sei engagiert
In unserem Job geht es größtenteils darum, anderen zu helfen, etwas zu verwirklichen, was sie sich zwar vorstellen, aber nicht ausdrücken können. Ist es nicht ein Privileg und äußerst erfüllend, den Blinden dabei zu helfen, zum ersten Mal den ganzen Elefanten zu sehen?
Um Erfolg zu haben, müssen wir echtes Interesse an der Wahrnehmung anderer zeigen und bereit sein, Herausforderungen anzunehmen, die wir selbst nicht sehen oder denen wir nicht zustimmen. Zum Glück ist Design Thinking eine bewusst naive Methode, die es uns ermöglicht, jede Frage zu stellen und alle Prämissen anzuzweifeln. Sie kann unerwartete Dinge enthüllen – oft passen wir unsere eigene Sichtweise dann gerne an.
Im Jahr 2004 befand sich das Projekt Lightroom noch in der Anfangsphase; das Team suchte noch immer nach einem UX Modell, mit dem alle zufrieden waren. Ich hatte vergeblich versucht, das Modell zu „designen“. Schließlich hörte ich auf, mich durchsetzen zu wollen, und konzentrierte mich stattdessen auf‘s Zuhören und Fragen. Und schließlich – unter Berücksichtigung der Auffassungen des gesamten Teams – kamen wir gemeinsam bei einem Modell an, für das sich alle begeistern konnten. Es war wie ein Donnerschlag – ein sehr glücklicher Donnerschlag!
03 – Zeig Größe
Großzügigkeit ist mächtig: Lass andere strahlen, und wenn Du selbst strahlst, lass auch andere vom Scheinwerferlicht profitieren. Nimm sie auf deine Achterbahn mit; es macht Spaß und kostet Dich nichts! Und fungiere so oft wie möglich als Mentor. Du wirst überrascht sein, wie viel Du zu bieten hast und wie viel Du zurückbekommst.
Versuche jeden Tag neu, Dich selbst zu übertreffen. Wie wäre es mit einem Managementposten oder einem eigenen Start-up-Unternehmen? Schreib ein Buch, halte einen Vortrag, wechsele den Job oder Arbeitgeber. Egal, was Du tust – es sollte Dir ein kleines bisschen Angst machen.
Vor zwei Jahren nahm ich das Angebot an, die Designabteilung von Digital Marketing bei Adobe zu leiten; eine seltsame Welt, nachdem ich so viele Jahre lang Lightroom und andere kreative Produkte entwickelt hatte. Aber nicht weniger seltsam, als für ein Jahr nach Indien zu ziehen und dort UX Design Teams für Adobe aufzubauen. Beide Erfahrungen waren riesige Herausforderungen mit unbekannten Hindernissen; beide haben meine Karriere und mein Leben unermesslich bereichert.
04 – Bleib Mensch
Iss gescheit, treibe Sport, vergnüge Dich und hol Dir genug Schlaf. Wenn Du nicht bei der Arbeit bist, solltest Du wirklich nicht arbeiten. Nutze diese Zeit dafür, Deinen Vorlieben nachzugehen, aber auch Neues zu lernen: wie man Glas bläst, Sauerteigbrot backt, ein Musical schreibt, mit Fabeltieren ringt oder Uhren bastelt. Alles ist erlaubt, solange es nichts mit der Arbeit zu tun hat!
Anschließend kannst Du all diese Dinge in Deine Arbeit als Designer und Teammitglied einfließen lassen. Ein ausgewogenes Leben verbessert die Qualität Deiner Arbeit und hilft Dir dabei, enge Beziehungen zu anderen aufzubauen. Diese Beziehungen werden mit der Zeit zum Lebenselixier für eine lange, glückliche Karriere.
Bei diesen Prinzipien geht es weniger darum, etwas zu tun, als etwas zu sein. Natürlich bist Du von Design begeistert, natürlich entwickelst Du Deine Fähigkeiten weiter, natürlich bist Du ein fabelhafter Typ und arbeitest an fabelhaften Projekten. Aber, während Du an Deiner Karriere bastelst, während sich Menschen, Technologien, Politik und Wirtschaft rings herum verändern, kommt es darauf an, wer Du bist. Nur so bleibst Du mit beiden Beinen am Boden.
Zum Schluss noch eine ganz wichtige Frage: Hast Du Spaß an der Arbeit? Wenn nicht, können die oben aufgeführten Prinzipien Dir bestimmt helfen, Deine Arbeit viel mehr zu genießen, als es sonst der Fall wäre. In den Worten meines alten Mentors Kai Krause: „Hart arbeiten und cooles Zeug machen kann jeder. Die wirkliche Kunst besteht darin, hart zu arbeiten, cooles Zeug zu machen und Spaß dabei zu haben.“
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