Die Digitalisierung zählt laut einer Umfrage der Managementberatung Horváth & Partners derzeit zu den drei wichtigsten Themen in der Transport-, Travel- und Logistikbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Allerdings konzentriert sich ein Großteil der Unternehmen in der praktischen Umsetzung vor allem auf die kurzfristige Optimierung einzelner Tätigkeiten, statt eine grundsätzliche Umgestaltung in Angriff zu nehmen.
Aus einem Vorreiter wird ein Nachzügler
„Das Ganze gleicht einem Flickenteppich, ein roter Faden ist nicht erkennbar“, heißt es in der Studie. Dadurch bleibe viel digitales Potenzial ungenutzt. Dabei habe die Branche lange Zeit als Vorreiter gegolten: Elektronische Flugtickets gab es beispielsweise schon in den 1990er Jahren, als der Begriff „Digitalisierung” noch nicht einmal diskutiert wurde.
Die befragten Logistik-Unternehmen wollen laut der Studie die Digitalisierung nutzen, um sich in zwei Stoßrichtungen zu verbessern: Einerseits planen sie, die Marktbearbeitung zu optimieren, etwa durch Individualisierung von Produkten und indem sie Kundenbedürfnisse mithilfe vorausschauender Analysen antizipieren.
Andererseits sollen digitalisierte Prozesse die Effizienz steigern, indem sie die Geschwindigkeit und Flexibilität erhöhen sowie verbesserte Entscheidungsgrundlagen schaffen. Mehr als 70 Prozent der Befragten versprechen sich von beiden Entwicklungen einen konkreten Nutzen für ihr Unternehmen.
Direkten Kundenzugang erhalten
Wenn es um Möglichkeiten geht, das digitale Potenzial voll auszuschöpfen, nennen die Befragten an erster Stelle den direkten Kundenzugang. Gerade in der Transport-, Travel- und Logistikbranche besetzen oft Onlinevergleichsportale die digitale Schnittstelle zum Kunden. „Nur wer diesen Kontaktpunkt selbst besetzt – beispielsweise durch Webseiten, Apps oder Social-Media-Kanäle – kann die Markenwahrnehmung und Kundenbetreuung selbst steuern“, sagt Dr. Björn Bohlmann, Partner und Leiter des Competence Centers Transportation, Travel & Logistics bei Horváth & Partners.
Vorausschauende Planung einführen
Im Umgang mit Kunden- und Marktdaten ist laut der Studie ein Umdenken nötig: Vorausschauende Analysen müssen rein deskriptive, vergangenheitsbezogene Analysen ablösen. Dadurch können die Unternehmen proaktiv auf Veränderungen eingehen, anstatt erst zu reagieren, wenn die Veränderung bereits eingetreten ist. „Digitalisierte Prozesse machen auch die Automatisierung in einem bisher nicht da gewesenen Umfang möglich“, so Dr. Bohlmann. Informations-, Material- und Finanzflüsse würden dadurch schneller, effektiver und aufwandsärmer.
Digitalisierung im Betriebsmodell verankern
Die möglichen Ansatzpunkte zur digitalen Transformation sind vielen Entscheidern zwar bekannt, die Mehrheit der betrachteten Unternehmen hat aber – so die Umfrage – heute aber noch nicht die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um ihren vollen Nutzen zu realisieren. „Wir messen dies, indem wir die fünf Dimensionen des Betriebsmodells eines Unternehmens betrachten: Strategie, Verantwortlichkeiten und Rollen, Steuerungskonzept und -instrumente, Organisationsstruktur und Prozesse sowie die Dimension Mitarbeiter und IT“, so Dr. Bohlmann. Je weiter die Digitalisierung das Betriebsmodell durchdringt, desto höher ist der digitale Reifegrad des Unternehmens.
Heterogenes Bild in den Teilbranchen
Laut der Studie hat erst die Hälfte der Unternehmen ihre Digitalisierungsbemühungen in der Strategie verankert und in das Steuerungskonzept des Unternehmens übersetzt. Die erforderlichen IT- und Mitarbeiterkompetenzen haben lediglich 39 Prozent der befragten Unternehmen aufgebaut. Innerhalb der Branche zeigt sich zudem ein heterogenes Bild: Am weitesten fortgeschritten sind Reise- und Logistikunternehmen. Im Luft- und Schienenverkehr ist der digitale Reifegrad im Betriebsmodell dagegen bislang noch gering.
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