Die digitale Revolution stellt die Finanzbranche auf den Kopf, so das Ergebnis einer Studie des BearingPoint Institute und des Bayerischen Finanz Zentrums (BFZ). Die Umfrage unter 48 europäischen Banken zeigt: Alle Marktteilnehmer suchen nach digitalen Lösungen für Abteilungen, Prozesse und Services – in der Regel, um Kosten zu senken. Aber nur wenige aber schöpfen auch das Wachstumspotenzial aus, das in der digitalen Revolution schlummert.
Wachsende Konkurrenz von FinTechs & Co.
Laut der Studie „7 digitale Fragen für Banken“ investieren die Geldinstitute Milliardenbeträge, um ihre Back-Office-Systeme zu digitalisieren und die Kundenservices zu verbessern und auszuweiten. Grund hierfür sind immer strengere Regulierungsvorgaben und zunehmender Konkurrenzdruck durch neue Marktteilnehmer wie FinTechs, Telekommunikationsunternehmen und Technologiekonzerne wie Apple oder Google.
„Traditionelle Banken müssen deshalb ihre Geschäftsstrategie überdenken und wesentliche Investitionen in digitale Technologien tätigen”, so die Studienverfasser. Und weiter: „Sie werden den Anschluss verpassen, wenn sie das Potenzial von digitalen Tools nicht voll ausschöpfen. Hierzu gehört auch eine smarte Analyse von Kundendaten.”
Risikoscheues Management
Die Studie macht deutlich, dass Banken unverzüglich reagieren müssen – nur wenige aber sind hier konsequent: Lediglich 17 Prozent der Befragten haben nach eigenen Angaben einen hohen Digitalisierungsgrad in ihrem Privatkundengeschäft erreicht. Gleichzeitig geben 91 Prozent an, dass das Privatkundengeschäft der zentrale Bereich sei, in dem digitale Technologien wesentlich zur Wertschöpfung beitragen.
Viele Befragte beklagen zudem, dass ihr Management für digitale Themen nicht ausreichend sensibilisiert und zu risikoscheu sei, wenn es um Innovationen geht. Trotzdem glaubt die große Mehrheit (95 Prozent) der europäischen Banken in diesem Zusammenhang an einen First Mover-Vorteil – und beschreibt sich aber selbst gleichzeitig als „Nachzügler“.
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Die meisten Banken (88 Prozent) führen digitale Technologien im Umfeld alter IT-Strukturen und Geschäftsprozesse ein, anstatt separate Abteilungen oder Inkubatoren zu gründen
- Die knappe Mehrheit (54 Prozent) gibt an, mit neuen Marktteilnehmern kooperieren zu wollen. Der Rest sieht sie als Konkurrenz, obwohl etablierte Banken von einer Zusammenarbeit deutlich stärker profitieren
- Banken können ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle nur dann erfolgreich anpassen, wenn sie ganzheitlich denken und handeln
Kooperation mit Wettbewerbern und eine Unternehmenskultur, die eine solche Veränderung mitträgt, sind laut der Studie weitere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung der Branche.
Regionalbanken sind die Nachzügler
Retail- und Direktbanken sind bei der Digitalisierung laut der Umfrage am weitesten fortgeschritten, die Regionalbanken am wenigsten. Retail Banking und Private-Wealth-Management waren die wichtigsten Bereiche, in denen digitale Möglichkeiten genutzt werden (91% bzw. 81%), der Bereich Kapitalmarkt hat bisher die geringste Quote. Die wichtigsten Business-Funktionen, um digitale Möglichkeiten zu realisieren sind IT, Marketing, Vertrieb und Risikomanagement.
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