Das Digitalisierungspotenzial in Deutschland liegt bei 250 Milliarden Euro, doch die Deutschen sind eine “Republik der Angsthasen”, laut Manager Magazin im September.
Geprägt von konservativen Entscheidungsstrukturen und traditioneller Managementauffassung sorgen sich 85 Prozent um den Datenschutz, 74 Prozent um die zunehmende Überwachung. Glaubt man den Zahlen, sind künstliche Intelligenz, Big Data und Disruption insgesamt für die Bundesbürger eine Horrorvision.
Neue Geschäftsmodelle wie UBER gefährden Tariflöhne und Arbeitszeiten. Elektrische Autos und autarke Stromerzeugung von TESLA helfen der Umwelt, werden aber als Technologie-Spielerei abgetan. Fitness-Tracker messen immer und überall, wie man sich bewegt. Super, aber was wenn sich die Krankenkasse einklinkt und bei mangelnder Fitness entsprechend meine Leistungen anpasst? Oder Cloud Computing: Kann ich das auch in Deutschland sicher machen?
Risikoaversion schadet dem Standort
Eine typisch deutsche (Über-)Reaktion: Keine Nation dieser Erde ist derart angstgetrieben wie die deutsche. Unsere Aversion gegen jegliches Risiko ist inzwischen weltberühmt, der anglophone Sprachraum hat dafür den Begriff “German Angst” geprägt. Die führt dazu, dass wir Deutschen lange und viel über Gefahren von Innovationen nachdenken, und weniger über deren Chancen.
Eigentlich wollen wir es ja doch
Der Blogger Sascha Lobo hält dagegen „eine kritische Neugier für die sinnvollste Annäherung“ an die digitale Welt. Und er hat Recht. Verstehen Sie mich nicht falsch – eine gesunde Portion Skepsis bewahrt Deutschland sicher vor dramatischen Situationen, wie etwa der Immobilienkrise 2008 in den USA. Auf der anderen Seite sollten wir aber auch die Kirche im Dorf lassen – während wir etwa tagtäglich bereits personalisierte Angebote nutzen, wehren wir uns beruflich oft noch gegen einen entsprechenden Fortschritt.
Bestes Beispiel ist der private Haushalt, wo inzwischen so viele digitale Geräte genutzt werden wie nie zuvor. Smart Homes sind klasse – das Eigenheim des deutschen höchstes Gut – aber halt – wie kann ich sicher sein, dass niemand meine Waschmaschine hackt?
Auch im Kommunikationsbereich spiegelt sich diese Einstellung wider. Wenn wir betrachten, wie sich die Marketingwelt in den letzten Jahren gewandelt hat, können wir nur erahnen, welche Herausforderungen uns künftig noch bevorstehen. Aber statt wie der Hase vor der Schlange zu sitzen, wäre es langsam an der Zeit, mal loszuhoppeln.
Die Möglichkeiten digitaler Kommunikation sind nahezu endlos – das heißt aber nicht, dass wir nicht weiter kreativ sein müssen, um zum Kunden durchzudringen oder die Regeln der Kommunikation über Bord werfen sollten – aber es heißt auf jeden Fall, dass wir weniger Risiko eingehen, da digitale Kampagnen weitaus dynamischer angepasst werden können, als jemals zuvor. Weniger Angst also, mehr Raum für Freiheit!
Doch wie können Unternehmen die für die Digitalisierung notwendigen Fähigkeiten erlernen? Neben den notwendigen Strukturen für schnellere Entscheidungen, welche nachfolgend hoffentlich einen umfassenden Kulturwandel anstoßen, fällt einer zukunftssicheren Technologieplanung eine entscheidende Rolle zu.
Auch dabei scheint das Thema “nur keinen Fehler machen” bei vielen noch der erste Gedanke. Daher existiert in den meisten Unternehmen ein Flickenteppich an Marketinglösungen, der mit jedem Jahr um den entsprechenden Kanal und ein weiteres Tool ergänzt wird. Aber was passiert, wenn ein Mitarbeiter mit Spezialisierung auf drei dieser Tools das Unternehmen verlässt? Der “War for Talent” ist schon heute voll entbrannt, wir sollten nicht noch zusätzlich Benzin ins Feuer gießen.
Zusammengefasst möchte ich Ihnen ans Herz legen, in Ihrem Unternehmen derjenige zu sein, der den Mut aufbringt, eingefahrene Muster zu hinterfragen und zu überlegen, wie man den Kunden auch digital erreichen kann – oder zumindest einmal auszuprobieren, ob es denn funktioniert. Sie werden vom Ergebnis überrascht sein!
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