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Time For Change

Mit der ZDFmediathek stieg das Videoportal des Zweiten Deutschen Fernsehens von Windows Media Server erfolgreich auf Flash Media Server um.

Die tägliche heute-Sendung oder eine Folge Ihrer Lieblings-Doku-Serie verpasst? In zehn Minuten beginnt WISO und Sie sitzen immer noch im Büro? Kein Problem, dank der ZDFmediathek. Das Videoportal des Zweiten Deutschen Fernsehens stellt Live-Fernsehen, einen stetig wachsenden Teil des Fernsehangebots und exklusive Online-Produktionen in voller Länge im Webbrowser zur Verfügung –kostenlos und auf fast allen internetfähigen Endgeräten.

15 Millionen Video-Abrufe pro Monat
Die ZDFmediathek ist ein Paradebeispiel für den WebTV-Boom der letzten Jahre. Günstige Breitband-Flatrates ließen die Nutzung von Videos im Netz für die breite Masse zur täglichen Gewohnheit werden. Die ZDFmediathek springt aber keineswegs auf einen fahrenden Zug auf, das Team dahinter zählt vielmehr zu den Pionieren, denn vor mehr als zehn Jahren gab es beim ZDF bereits erste Videostreaming-Angebote. Der Einsatz offener und frei verfügbarer Technologien war von Anfang an ein wichtiger Grundsatz – schließlich will ein öffentlich-rechtlicher Sender die ganze Bevölkerung mit Informationen versorgen. „Wir wollen ein zentrales Portal mit allen Inhalten des ZDF für jeden verfügbar machen. Im Unterschied zum linearen Fernsehen können die Videos nun zeitunabhängig genutzt werden,“ erklärt Andreas Grün, für das Streaming verantwortlicher Projektleiter beim ZDF in Mainz, die Grundidee hinter dem Projekt. Er spricht gern von einer „möglichst diskriminierungsfreien“ Nutzbarkeit, das heißt die ZDFmediathek soll so wenig Besucher wie irgend machbar aufgrund von Betriebssystemen, Hardware oder DRM-Verfahren aussperren. Dieses Ziel verfolgen die Macher konsequent: Zur IFA 2007 in Berlin wurde die ZDFmediathek auf Basis neuer Protokolle und Formate komplett neu gestaltet, um noch mehr Endgeräte zu erreichen. Die Zuschauer dankten diese offene Strategie mit reger Nutzung. Die ZDFmediathek wurde zu einem der erfolgreichsten Videoportale Deutschlands und verzeichnet heute rund 15 Millionen Videoabrufe pro Monat.

Herausforderungen für Videoportale
Für die Technik hinter der ZDFmediathek bedeuten solche Zugriffszahlen eine enorme Herausforderung. Neben den Inhalten selbst ist schließlich eine schnelle Bereitstellung, also das Transcodieren der Videos, sowie ein flüssiges Abspielen der entscheidende Qualitätsfaktor für ein Videoportal. „Beim Traffic muss man zwischen Live-Sendungen und On-Demand-Abrufen unterscheiden. Bei Sportveranstaltungen kommt es zu massiven Traffic-Spitzen. Wir haben bei Sportevents schon mal bis zu 60 Gigabit je Sekunde Streaming-Inhalte ausgespielt – das ist rekordverdächtig,“ berichtet Grün. Zudem hat sich in den letzten Jahren das Nutzungsverhalten des Publikums geändert: „Früher wurden vor allem nur kurze Clips angeschaut, heute sind es gerne auch komplette Sendungen mit Laufzeiten von 45 Minuten oder mehr,“ fügt er hinzu. Zudem wurde die Bildqualität des Videomaterials deutlich verbessert. Ein weiterer Qualitätsfaktor ist die Bedienung des Portals, die durch die Gestaltung des Frontends bestimmt wird. Hier kam es im Jahr 2008 zu ersten Überlegungen die Basis-Technologie hinter der ZDFmediathek zu wechseln und statt „klassischem“ HTML stärker Flash einzusetzen.

Motivation für den Flash Media Server
Im Mai 2009 wurde die Idee dann Realität: Hatte man vorher nur Quicktime- und Windows Media-Player eingesetzt, wurde nun die Flash-Technologie ergänzt: PC-Nutzer spielen die Videos jetzt standardmäßig mit dem Flash Player ab, wobei in Flash das offen standardisierte Videoformat H.264 (im MP4-Container) zum Einsatz kommt. „Der Wunsch bestand schon lange. Im Wesentlichen motivierte uns die Tatsache, dass Flash bei der Gestaltung von Online-Portalen mehr Möglichkeiten bietet und bei den Kreativen sehr bekannt ist. Gleichzeitig wollten wir uns die Arbeit erleichtern. Wir müssen künftig nur noch ein ZDFmediathek-Portal für alle PC-Plattformen technisch pflegen.“ Die Pläne wurden konkret, als Adobe die H.264-Unterstützung für den Flash Player bekannt gab. „Das war wichtig! So konnten wir die bereits vorhandenen MP4-Streams weiterhin nutzen,“ betont der Ingenieur. Ein weiteres Argument war die Unterstützung von H.264 für Geräte und Plattformen neben dem klassischen PC, wie zum Beispiel Smartphones, Handys, Set-Top-Boxen und TV-Geräte im Wohnzimmer. „Hier sehen wir im Moment eine extreme Bewegung im Markt und möchten eine möglichst große Bandbreite an Geräten mit unseren Inhalten versorgen können,“ so Grün.

Umfangreiche Tests vor dem Hot-Switch
Für einen reibungslosen Wechsel war eine gute Planung notwendig. Die Herausforderung war unter anderem, dass seinerzeit weder das ZDF-Team noch der externe Dienstleister für die Auslieferung der Streaming-Inhalte Erfahrungen mit dem Flash Media Server vorweisen konnte. Grün dazu: „Wir haben uns im Vorfeld mit Adobe ausgetauscht und Beratungs-Know-How hinzugeholt.“ Dann folgten umfangreiche Tests. Mit Unterstützung von Adobe hat das Team Streaming im Bereich von 5-8 Gigabit pro Sekunde getestet. Nachdem dies erfolgreich war, gab es drei Tage vor dem Launch mit den damals repräsentativen Zugriffszahlen weitere Lasttests, dieses Mal beim Dienstleister, die auch zu einer Vorbefüllung des Caches führte. „Dadurch war das System in einem Zustand wie unter produktiver Nutzung. Über Nacht ging dann das Frontend live, die Links wurden aktiv geschaltet. Die Zuschauer haben auf die produktiven, neuen Server zugegriffen,“ erinnert sich Grün.

Die Zukunft: Höhere Qualität und noch mehr Endgeräte
Seit dem Start im Mai läuft die ZDFmediathek problemlos und stabil mit der neuen Technologie. Aktuell schöpft das Video-Portal eigentlich nur einen Bruchteil der Möglichkeiten aus. „Wir verwenden Flash Media Server momentan für den Playout, er bietet aber noch mehr Potenzial,“ so Grün. Doch das könnte sich bald ändern. So sollen in Kürze Erweiterungen der ZDFmediathek folgen, zum Beispiel eine automatische Bandbreitenerkennung, die intelligent die Qualitätsstufen umschaltet. Auch die immer größere Anzahl an videofähigen Endgeräten im Internet wird das Team in nächster Zeit intensiv beschäftigen. Andreas Grün sieht diesen und den weiteren Herausforderungen im dynamischen Video-Umfeld auf nunmehr bereitetem Boden entgegen: „Mit unserer neuen Technologie sind wir gut für die Zukunft gerüstet!“