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Das Magazin zum Magazin: Wie ein 19-Jähriger Heftmacher Jan Böhmermann verblüffte

Eine Woche kann ganz schön lang sein. Eine Woche musste Patrick Schürmann auf eine Reaktion seines Helden warten. Dann endlich kam sie. Am 23. Mai twitterte Böhmermann ein Bild von Patricks Fan-Mag „Neo Magazin“ mit dem Kommentar: „Fan-Art von Patrick aus Ebersberg. Ich weiß nicht, ob ich vor Freude weinen oder den Abmahnanwalt anrufen soll“. Allein dafür hat sich die ganze Arbeit schon gelohnt. „Die Sendung ist großartig. Was Jan und sein Team auf die Beine stellen, ist sehr cool. Dafür wollte ich mich einfach mal bedanken“, erklärt der 19-Jährige Hobby-Herausgeber, der im letzten Jahr sein Abitur gemacht hat.

Doch wie kam es zum Heft? Und wieso entscheidet sich ein Digital Native für das gute alte Papier?  Und was hat Böhmermanns Schmähgedicht mit der ganzen Sache zu tun?

Patrick Schürmann

1 Woche, 20 Seiten, 30 Hefte

Eigentlich wollte Patrick nur mal Böhmermann und das „Neo Magazin Royale“ live erleben. Tickets hatte er bereits ergattert, den Trip von München nach Köln geplant, dann kam die Absage und Patrick war sauer: „Nicht auf Böhmermann und die Produktionsfirma Bildundtonfabrik, sondern einfach nur, dass die Sendung ausgefallen ist.“ Weil Böhmermann sich gerade mitten im Zwist mit einem beleidigten Staatsoberhaupt befand, wurde die Sendung abgesagt. Patrick ließ die Sache keine Ruhe:

„Ich wollte unbedingt das Neo Magazin sehen und da das nicht mehr ging, habe ich mir selbst eines gebastelt. Dann habe ich beschlossen, es zu drucken und nach Köln zu schicken und bin natürlich recht glücklich gewesen, als es Jan gesehen hat.“

So einfach geht das. Es war aber auch nicht sein erstes Mal. Schon für die Satireshow „Walulis sieht fern“ hatte er eine Printausgabe erstellt – zu sehen auf www.padrayg.de.

Dass Patrick sein „Neo Magazin“ tatsächlich in nur einer Woche fertiggestellt hat, ist ziemlich beeindruckend. Seine Texte, die treffend den Humor der Sendung widerspiegeln, und das durchaus schicke Layout kreierte er in kompletter Eigenregie. Für das Layout kam ausschließlich InDesign, für die Mockups auf seiner Webseite und auf seinen Social Media-Seiten Photoshop zum Einsatz. „Ich bin jetzt nicht wirklich der große Layouter, aber ich konnte mit InDesign ganz intuitiv mein Magazin gestalten. Es ist wirklich praktisch und man kann sich unfassbar schnell einarbeiten – auch wenn man ein Laie ist“, sagt Patrick. Bereits bei seiner Abi-Zeitschrift konnte er Erfahrungen mit dem Programm sammeln.

„Es ist vielleicht nicht perfekt, was ich da erzeugt habe, aber InDesign ist ein praktisches Tool, das sich schnell verwenden lässt – ob für eine Abizeitschrift oder jetzt das Neo Magazin!“

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Nach einem Testdruck entdeckte er noch ein, zwei kleine Fehler, veränderte die Texthelligkeit hier und beseitigte einen Überdruckfehler dort und fertig. 30 Exemplare ließ er durch eine Online-Druckerei produzieren. Fünf Hefte gingen an Böhmermanns Redaktion, zwei sind beim WDR gelandet und den Rest verteilte Patrick an die Presse oder an Freunde.Das Magazin zum Magazin: Wie ein 19-Jähriger Heftmacher Jan Böhmermann verblüffte

Oft wurde er gefragt, warum er sich für Print entschieden hat. Für ihn stand das nie zur Debatte: „Es ist einfacher, meine Texte auf Papier zu produzieren als ins Internet zu stellen. Einfach aus dem Grund, dass du im Internet ein völlig anderes Layout hast. Außerdem musst du die Seiten so anpassen, dass es auch auf Mobilgeräten gut aussieht.“ Er habe zudem schon sehr früh angefangen zu schreiben und für Zeitungen zu arbeiten. „Für mich gibt’s kaum ein schöneres Gefühl, als eine Hochglanzseite Papier in der Hand zu halten. Das ist viel besser als denselben Text irgendwo auf dem Bildschirm zu lesen.“

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Patricks Traum wäre natürlich von Jan Böhmermann die Erlaubnis zu erhalten, ein offizielles Heft zur Sendung zu produzieren. Lässt Böhmermann sich darauf ein? Immerhin ist die Nachfrage groß. Ob über Twitter oder in seinem Bekanntenkreis – viele möchten wissen, wo es das Heft zu kaufen gibt. Doch Geld verdienen darf er mit seinem Werk nicht. Dafür fehlen ihm die Namens- und Bildrechte. Leider hat Patrick seit dem Tweet noch nichts von seinem Vorbild gehört. „Eine kurze Mail mit ehrlichem Feedback zu meinem Magazin wäre cool gewesen“, so Patrick und hofft einfach weiter.

Sonst wäre er aber auch erstmal mit einem Praktikumsplatz in der Redaktion von „Neo Magazin Royale“ zu besänftigen. Immerhin dürfte kaum jemand bessere Arbeitsproben in petto haben als Patrick: „Also klar, wenn Jan schon vor Freude weinen musste, dann wäre es doch schön, wenn ich für ein Praktikum da reinschnuppern dürfte. Mein Fan-Mag war ja schon Teil meiner Bewerbungsunterlagen.“

Aber auch sonst wäre das Nachwuchstalent viel beschäftigt. In seiner Freizeit ist Patrick am liebsten in kreativen Sphären unterwegs – egal ob schreiben, filmen oder einer Freundin in der Tonregie bei der Aufnahme ihres Albums helfen. Sein nächstes Print-Projekt hat er jedenfalls schon in Angriff genommen. Über eine Gruppe von nicht gerade unbekannten Berliner YouTubern plant er ein Heft, das sich mit deren Kanal auseinandersetzt: „Auf jeden Fall möchte ich gern wieder etwas drucken. Weil es einfach Spaß macht!“ Eines noch: Über Ersatzkarten für die verpasste Show hätte sich Patrick auch sehr gefreut.

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